Unsere Lesetipps

empfohlen von Barbara Schmidt

Christian Linker: Boy from Mars

Neulich bin ich über das Jugendbuch «Boy from Mars» von Christian Linker gestolpert. Der Roman spielt im Jahr 2099. Ferne Zukunft möchte man meinen. Oder doch nicht so fern? Meine Tochter ist im Jahr 2016 geboren. Sie könnte das Jahr 2099 als 83-Jährige erleben. Ihre Kinder – sollte sie welche bekommen – wären dann wohl nur wenig älter als ich heute. Ein packendes Gedankenspiel, für einen Roman über die Zukunft!
Könnte es sein, dass der Mars im Jahr 2099 bereits seit 20 Jahren bevölkert ist? Dass auf der Erde seit kurzem der erste und zweite Klimakrieg vorbei sind? In der Sprache das generische Feminin gilt? Dass Technik wie «Digi-Linsen» und «Holo-Chats» sämtliche Lebensbereiche dominieren und der Klimawandel gestoppt wird, weil es eine Superwaffe dagegen gäbe?
Mit grosser Fabulierlust spinnt Christian Linker einen spannenden Plot um den 13-jährigen Jonto. Dieser wächst auf dem Mars auf und muss nach dem Tod seines Grossvaters zu seiner Mutter auf die Erde umziehen. Linker beschreibt, wie sich Jonto auf diesem fremden Planeten zurechtfindet, neue Freundschaften schliesst und sein Heimweh nach dem Mars überwindet. Ausserdem macht sich Jonto gegen viele Widerstände auf die Suche nach der «Superwaffe gegen den Klimawandel», die sein Grossvater einst entwickelt hat. Linker formuliert viele Anknüpfungspunkte zwischen heute und morgen. Sein Roman ist darum für Mädchen und Buben interessant. Ein Jugendroman, der Lust macht, sich für eine gute Zukunft zu engagieren.

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Brandao – Faber – Hunger: Ich liebe dich

Meine Lieblings-CD ist schon lange keine Neuerscheinung mehr und doch höre ich diese Musik seit vier Jahren mit der gleichen grossen Hingabe. Vielleicht liegt es am Titel und am Thema: «Ich liebe dich» heisst die Scheibe, alle Titel handeln von der (Un-)Möglichkeit der Liebe. Die Texte in Mundart sind pure Poesie, die mich manchmal zum Schmunzeln bringen, manchmal zu Tränen rühren und immer zum Nachdenken anregen.

Hinter der Platte stehen die drei Schweizer Künstler Sophie Hunger, Faber und Dino Brandão. Die drei sind normalerweise als Solo-Künstler bekannt. Doch alle sind im Corona-Frühling 2020 – mehr oder weniger verzweifelt – in Zürich gestrandet. Aus der Not entstand dieses klangvolle und sprachintensive Musik-Projekt. Die drei eigenwilligen Stimmen fügen sich grossartig zusammen, die Musik ist intensiv und entfacht eine tiefe emotionale Wucht. Ich liebe es, Dino Brandão, Faber und Sophie Hunger in stillen Momenten zu lauschen.

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